Bedeutende Fortschritte bei der Diagnose von Papillomavirus-assoziierten Krebsarten

VANDŒUVRE-LÈS-NANCY, Frankreich--()--Kürzlich hat das Institut de Cancérologie de Lorraine (ICL) in Kooperation mit dem Institut du Cancer Joliot Curie in Dakar und der Cerba HealthCare Group ein Forschungsprojekt abgeschlossen, das die Möglichkeit aufzeigt, bestimmte Krebsarten, die durch das humane Papillomavirus (HPV) hervorgerufen werden, anhand eines einfachen Bluttests zu diagnostizieren.

Diese in einer jüngsten Ausgabe der Fachpublikation Clinical Cancer Research* veröffentlichte Forschungsarbeit basiert auf der innovativen CaptHPV-Methode und stellt einen nichtinvasiven Ansatz für die Diagnose bestimmter Krebsarten und die Optimierung der biologischen Überwachung von Patienten während der Behandlung in Aussicht.

Ein 10-Jahres-Forschungsprojekt, das die Expertise öffentlicher und privater Akteure zusammenführt
Die Studien der vergangenen zwanzig Jahre haben gezeigt, dass kleine DNA-Fragmente von Tumorzellen im Blut von Menschen mit Krebs vorhanden sind. Diese Fragmente sind jedoch schwer zu lokalisieren, da sie mit großen Mengen „normaler“ DNA vermischt sind.
Angesichts der Schwierigkeit, zwischen Tumor-DNA und Nicht-Tumor-DNA zu unterscheiden, richten die ICL-Teams ihre Anstrengungen auf Krebsarten, die durch Viren hervorgerufen werden – insbesondere durch humane Papillomviren (HPV). Sie stellten die Hypothese auf den Prüfstein, dass Krebserkrankungen, die mit diesen Viren in Verbindung stehen, unabhängig von der Krebs- oder Virusart auf andere Weise diagnostiziert werden können. Die ICL-Teams stützten sich dabei auf eine innovative Methode namens CaptHPV, die ursprünglich für Tumoranalysen entwickelt wurde. Für die neue Studie wurde die Methode so angepasst, dass sie auch für die Analyse von Blutproben verwendet werden kann. Mit dieser Methode lassen sich alle bisher identifizierten HPV-Typen nachweisen und ihre vollständigen Merkmale durch die Anwendung von Next Generation Sequencing (NGS) ermitteln.
Im Jahr 2016 wurde die klinische Studie zu CaptHPV von ICL in Zusammenarbeit mit einem Ärzteteam aus dem Senegal (einem Land mit einer anderen Prävalenz bestimmter HPV-Typen als Frankreich) und dem auf die Analyse von Tumorbiomarkern spezialisierten Unternehmen Cerba HealthCare gestartet.

Vielversprechende Ergebnisse bei der Diagnose und Überwachung von Patienten
Am Ende der Studie wurden die Ergebnisse der einzelnen Labors miteinander verglichen. Dabei zeigte sich eine weitreichende Übereinstimmung zwischen beiden Probenarten. Bei 77 von 80 Patienten mit HPV-assoziiertem Krebs führte die Analyse der Blutprobe zu denselben Ergebnissen wie die Tumoranalyse – dies entspricht einer Sensitivität von 95 %.
Bei nur 1 von 54 Patienten mit HPV-negativem Krebs wurden durch den Bluttest Fragmente der viralen DNA (eine Spezifität von 98,1 %) festgestellt. Zudem lieferte die ursprüngliche Methode auf der Basis der Blutprobe eine detaillierte Beschreibung von Art und Merkmalen des mit dem Tumor assoziierten viralen Genoms.
In bestimmten Situationen kann die Diagnose von HPV-assoziiertem Krebs mit herkömmlichen Methoden, bei denen eine Gewebeprobe des Tumors entnommen wird, schwierig sein. Dies gilt insbesondere für Fälle, bei denen der Verdacht auf ein Rezidiv bei einem Patienten besteht, der ursprünglich wegen einer bestimmten Tumorart behandelt wurde und nur noch minimale Symptome und tiefe Läsionen aufweist, die auf Röntgenbildern schwer erkennbar oder schwer zugänglich sind. In diesen Fällen und auch bei allen übrigen Patienten ist die Analyse von Blutproben eine unkomplizierte, nichtinvasive Alternative zu bildgebenden Biopsien, die niemals vollkommen risikofrei sein können.

„Der Nachweis von viraler DNA im Blut wäre eine wichtige biologische Komponente für die Verbesserung der biologischen Überwachung von Patienten während der Behandlung und der Nachbeobachtung im Anschluss an eine Therapie. Aufgrund der präzisen Definition des viralen Profils des Tumors sind die wichtigsten Parameter bekannt, auf die weitere Laboruntersuchungen aufbauen können“, berichtet Prof. Alexandre Harlé, Universitätsdozent und Krankenhausarzt am ICL/Universität Lothringen sowie klinischer Pathologe, der für die Koordinierung der Studie verantwortlich ist.

„Auf lange Sicht ist es sehr wahrscheinlich, dass neue Behandlungen wie Immuntherapien oder therapeutische Impfungen, die auf der Stimulierung des Immunsystems basieren und auf virale Sequenzen gerichtet sind, detaillierte Vorkenntnisse über die Merkmale der viralen Sequenzen voraussetzen, auf die solche personalisierten Behandlungen abzielen. Auch hier bietet die Fähigkeit, das virale Profil unabhängig vom Virustyp durch eine Blutprobe zu bestimmen, die zu einem späteren Zeitpunkt leicht wiederholt werden kann, eine hochinteressante Perspektive“, so Dr. Xavier Sastre-Garau, Pathologe und leitender Prüfarzt der Studie.

Jérôme Sallette, Chief Scientific Officer bei Cerba HealthCare, fügt an: „Flüssigbiopsien und nichtinvasive Diagnosemethoden allgemein bilden aufgrund der hohen Effektivität der Sequenzierung der nächsten Generation, die von der Cerba HealthCare Group seit 2013 erfolgreich und routinemäßig durchgeführt wird, einen Forschungsschwerpunkt im Bereich der Krebsdiagnostik. Die Möglichkeiten, die unsere Kompetenzfelder in diesem Bereich eröffnen, und die Präsenz unserer Gruppe in Afrika waren entscheidende Vorteile bei unserem Beitrag zur Arbeit des ICL. Diese Arbeit unterstreicht ein weiteres Mal den erheblichen Mehrwert öffentlich-privater Kooperationen zu dem Zweck, die Forschung voranzutreiben und Patienten und Ärzten weniger invasive Tools für eine frühzeitige Diagnose bereitzustellen. Sie führen zu vielversprechenden Möglichkeiten bei der Bekämpfung bestimmter Krebsarten und ergänzen die Früherkennung, deren Wichtigkeit nicht genug betont werden kann.“

Auf grundsätzlicher Ebene wird der neue Ansatz zweifellos unser Wissen über die biologischen Mechanismen erweitern, die die Entwicklung von Tumoren beeinflussen.

Langfristig sollten die Forschungsarbeiten im Bereich der Tumoren, die mit dem humanen Papillomavirus assoziiert sind, Verbesserungen bei der Diagnose und Überwachung von Tumoren im Zusammenhang mit anderen Viren den Weg ebnen, da die in dieser Studie beobachtete Sensitivität und Spezifität das Fundament für die Entwicklung ähnlicher Ansätze für andere Tumorarten legt, die durch spezifische genetische Veränderungen charakterisiert sind.

*Frei zugänglicher Artikel (auf Englisch):
https://clincancerres.aacrjournals.org/content/early/2021/06/08/1078-0432.CCR-21-0293.long

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