Museum für Kommunikation Frankfurt: Body Talks - 100 Jahre BH

Ausstellung im Museum für Kommunikation Frankfurt

10. Oktober 2014 bis 15. Februar 2015

FRANKFURT, Deutschland--()--Seit dem frühen 20. Jahrhundert prägt ein neues Kleidungsstück die weibliche Silhouette. Die Amerikanerin Mary Phelps Jacob entwirft vor 100 Jahren einen der ersten Büstenhalter, der am 3. November 1914 patentiert wird. Seitdem erlebt der BH eine wechselvolle Geschichte und wie kaum ein anderes Kleidungsstück spiegelt der BH politische und kulturelle Umbrüche wider: Im Vordergrund der Ausstellung steht deshalb die kommunikative Wirkung des Kleidungsstücks. Von den frühen Frauenrechtlerinnen im Kampf gegen das Korsett über Hollywoods Busenwunder bis hin zu BH-Verbrennungen der 68er oder Oben-ohne-Proteste heute. Zum Jubiläum des Patents widmet sich die Ausstellung »Body Talks – 100 Jahre BH« vom 10. Oktober 2014 bis 15. Februar 2015 der Geschichte des BHs als Kommunikationsmedium von seiner Erfindung bis in die Gegenwart.

War der BH nicht vor einhundert Jahren als eine befreiende Bruststütze für die moderne Frau, als Alternative zu den Körperpanzern von Mieder und Korsett gedacht? Wie sich die Körpersprache ändern kann! Längst ist dieses Dessous ein Massenprodukt und Inszenierungsinstrument, auf das weder die meisten Frauen, noch Medien und Werbung verzichten wollen oder können. Wie konnte es dazu kommen? Exponate aus knapp 100 Jahren veranschaulichen in der Ausstellung das untrennbare Zusammenspiel von Kleidungsstück und gesellschaftlichem Blick auf die weibliche Brust. In 10 Bereichen erzählt die Ausstellung anhand von über 100 Korsetts, Büstenhaltern, Bodys und Wonderbras und zahlreichen Exponaten zur Wirkungsgeschichte den Wandel von wechselnden Körperbildern und Geschlechterrollen, aber auch von wirtschaftlichen Not- und Glanzzeiten.

Mode ist Kommunikation

Der BH verhüllt und exponiert die weibliche Brust und in ihm verborgene Normvorstellungen werden so direkt auf den Leib geschneidert. Mehr als ein bloßes Kleidungstück, hat er sich zum Kommunikationsmedium für die jeweiligen Vorstellungen von Schönheit, sittlichen Tabus und Geschlechterrollen entwickelt.

Kreativwettbewerb: „100 Ways to use a Bra“

Sie eignen sich vorzüglich als Anti-Smog-Masken, Handtaschen, Blumenampeln, Eierwärmer… Zu seinem 100. Geburtstag soll sich der BH als wahrer Verwandlungskünstler zeigen. Gemeinsam haben ARTE Creative und das Museum für Kommunikation zum Kreativwettbewerb aufgerufen: „100 Ways to use a Bra“ lädt die Besucher und Online-User ein, mit eigenen BH-Kreationen zu zeigen, wofür der BH als geniale Erfindung des 20. Jahrhunderts noch so alles gut ist.

Wer seinen „Way to use a Bra“ präsentieren möchte, kann vom 26.9. – 2.12.2014 ein Foto hochladen. Mit etwas Glück warten tolle Preise auf die Einsender und ein Platz in der Ausstellung „Body Talks – 100 Jahre BH“.

Mehr Informationen gibt es auf arte.tv/bh.

Eröffnung

Die offizielle Ausstellungseröffnung findet am Donnerstag, 9.10.2014 um 19 Uhr im Museum für Kommunikation statt.

Gemeinsam erläutern Dr. Helmut Gold, Direktor des Museums für Kommunikation und Wolfgang Bergmann, ZDF/Koordinator ARTE und Geschäftsführer ARTE Deutschland, warum sich das Museum und ARTE dem Themenschwerpunkt 100 Jahre BH annehmen. In einem Round-Table-Gespräch blicken die Filmautoren Sabine Carbon („Busenwunder“, ARTE/ZDF 2014), Marita Neher („Bin ich sexy?“, ARTE/ZDF 2014) und Hermann Vaske („Bra Wars“, ARTE/ZDF 2014) aus verschiedenen Perspektiven (Wissenschaft, Schönheit/Attraktivität, Medien/Kultur) auf die weibliche Brust. Yve Fehring, ZDF, wird durch den Abend führen.

Rahmenprogramm

Ein großes Rahmenprogramm mit abwechslungsreichen Workshops, Abendveranstaltungen und Filmvorführungen ist gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern entstanden. Ein Auszug:

Am 7. November um 18:30 Uhr wird der Dokumentarfilm „Bra Wars – Hollywoods Affäre mit dem BH“ (ARTE/ZDF, 2014) in Anwesenheit des Filmautors Hermann Vaske als Premiere gezeigt.

Am 2. Dezember 2014 diskutieren um 18 Uhr mit dem Titel „Körper 2.0“ Prof. Dr. Karin Harrasser (Kunstuniversität Linz), Dr. Julia Inthorn (Universitätsmedizin Göttingen) und Prof. Dr. Birgit Richard (Goethe-Universität Frankfurt) über Praktiken des aktuellen Körperkults. Weitere Veranstaltungen stehen im Programmflyer.

Partner

Das Ausstellungsprojekt und das Rahmenprogramm ist entstanden in einer ko-produktiven Zusammenarbeit mit „ARTE/ZDF“, „ARTE Creative“ und „hr-iNFO“, „myself“ , dem „Deutschen Filminstitut“ und „Cornelia Goethe Centrum“, der „Murnau Stiftung“ und „Dessous Akademie“, der „Evangelischen Akademie“ und dem „EVAngelischen Frauenbegegnungszentrum“ in Frankfurt am Main sowie der Agentur „script communications“.

Förderung

Die Ausstellung wird freundlicherweise gefördert durch Gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH. Der Kulturfonds will die kulturelle Zusammenarbeit der Region Frankfurt RheinMain stärken und weithin als herausragenden Kulturstandort sichtbar machen.

Leihgeber

Wir danken unseren Leihgebern:

Triumph, Felina, Historisches Museum Frankfurt, Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Petit Boudoir, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Chantelle, FrauenMediaTurm – Das Archiv und Dokumentationszentrum Köln, Archiv der Jugendkulturen e.V., Spielzeugmuseum Nürnberg, Mapa GmbH - NUK Babycare, Transnormal Frankfurt, Stiftung Deutsches Historisches Museum

Die 10 Stationen der Ausstellung in der Übersicht:

Prolog: Warum haben Frauen Brüste?

Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen kommen hier zu vielfältigen Erklärungen. Evolutionsbiologen behaupten, das sexuelle Signal des weiblichen Hinterteils verliere seit dem aufrechten Gang an Bedeutung. Kulturanthropologen vertreten die Auffassung, Brüste versprechen die Versorgung des Säuglings oder sind ein Bindungswerkzeug für gemeinsame Elternschaft. Sexualwissenschaftler betonen hingegen, eine zusätzliche erogene Zone bringe mehr Spaß beim Sex.

KAMPF UM DAS KORSETT

Die Unterwäsche wird reformiert (um 1900)

Im Haus, auf der Promenade, bei der Tee- oder Abendgesellschaft – um 1900 trägt die gutsituierte Dame bei jedem Anlass die passende Garderobe. Als Darunter kommt zu dieser Zeit nur ein eng geschnürtes Korsett in Frage. Auf der Suche nach einem Auskommen in der Ehe liegt das Kapital einer Frau in erster Linie in ihrem äußeren Reiz und ihrer sittlichen Tugend. Moralisten und Frauenrechtlerinnen sagen der gesundheitsschädlichen Mode und dem Schnüren den Kampf an.

NEUE FRAU

Der BH wird zum Massenprodukt (1920er Jahre)

Gerade Taille, flache Brust, Bubikopf und Zigarettenspitze – so präsentiert sich die moderne Frau der Weimarer Republik. Der erste Weltkrieg hat sie ein Leben ohne Männer gelehrt: Mit eigenem Einkommen sieht sich die berufstätige Frau nicht mehr nur an Herd und Ehebett gebunden. Innovative Erfindungen wie der Büstenhalter der Amerikanerin Mary Phelps Jacob befreien den Frauenkörper aus dem Korsett und verleihen ihm eine neue Gestalt.

PATRIOTISCHE BRUST

Die Brust wird rund (1930er Jahre)

„Der Mann trägt die Nation, die Frau trägt die Familie“, proklamiert die Funktionärin Guida Diehl im Sinne nationalsozialistischen Gedankengutes. Mit der Machtübernahme 1933 wird der weiblichen Emanzipation ein jähes Ende gesetzt. Die NS-Propaganda verbreitet ein völkisch geprägtes Weltbild; die Frau wird zur „Hüterin der Rasse“ stilisiert und ihre essentielle Bestimmung wird als Mutter und Erzieherin der Nachkommen betrachtet.

FRÄULEINWUNDER

Das Mieder kehrt zurück (1940er – 1950er Jahre)

Mit der Rückkehr der Männer aus dem Krieg wollen und sollen sich die Frauen nach den vielen Entbehrungen wieder weiblich fühlen. In der Modewelt formt der New Look die weibliche Figur, die nun wieder üppig sein darf. Das Vorbild geben Leinwandikonen aus Hollywood wie Marilyn Monroe, Liz Taylor oder Sophia Loren. Frauen eifern den Filmgöttinnen nach und zwängen sich für die Schönheit in formende Wäsche. Die Miederindustrie boomt und die Absatzzahlen schnellen in die Höhe.

REVOLUTIONÄRE BRUST

Der BH wird abgeschafft (1960er – 1970er Jahre)

„Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“, lautet eine der Parolen, mit der Studierende und Freigeister Ende der 1960er-Jahre lautstark zum Bruch mit den Werten der bürgerlichen Gesellschaft aufrufen. In der Bundesrepublik fordern vor allem die Frauen der 1968er-Revolte zur Gleichberechtigung auf und entlarven das traditionelle Rollenbild der passiven Haus- und Ehefrau als überholt. Einst als textile Befreiung empfunden, soll der Büstenhalter nun als Symbol männlicher Unterdrückung und biederer Körperkultur ausgesorgt haben. Immer mehr Frauen legen ihn ab.

KARRIEREFRAUEN

Dress for success (1980er Jahre)

Karriere und Konsum sind die zwei Koordinaten für den Lebensalltag vieler Frauen in den 1980er-Jahren. Die Geschlechter nähern sich durch den beruflichen Alltag gesellschaftlich und modisch weiter an. Gleichermaßen legen sich Sakko und ausladende Schulterpolster um den Körper – wie ein Schutzpanzer für den harten Karriereeinstieg. Zum Bild des Erfolgs gehört nun ein selbstbewusster Sexappeal und die Anforderungen an die Frau vervielfachen sich. Ein offensives Bekenntnis zum Frausein und ein neues Körperbewusstsein finden durch edle Dessous und Korsagen Ausdruck.

SUPERMODELS

Superbrüste. Der Busen wird gepusht (1990er Jahre)

Frauenquoten und die gesetzlich verankerte Förderpflicht des Staates bringen Frauen in den 1990er-Jahren einen festeren Stand im Berufsleben. Modisch weicht die bunte Opulenz des vergangenen Jahrzehnts, doch der Körperkult setzt sich fort. Der makellose Körper wird zum Statussymbol und die Umsätze der Schönheitsindustrie schnellen in die Höhe. Der Büstenhalter und nun der Push-up-BH sind angesichts dieser hohen Maßstäbe ein geradezu notwendiges Mittel, um die Figur in Form zu bringen.

ANYTHING GOES?

Der BH ist vielfältig wie nie zuvor! (ab 2000)

Die Qual der Wahl haben Frauen 100 Jahre nach der Erfindung des Büstenhalters. Sie können nicht nur aus einer enormen Vielfalt an Modellen wählen, sondern sich auch frei in ihren Entscheidungen fühlen. Mit der sexuellen Freisetzung steigen die Ansprüche: Zum allgemeinen Diktat für Weiblichkeit sind gepolsterte oder wattierte BHs geworden. Sie verstecken die natürliche Brustform und schaffen eine neue Art Atombusen.

Zum Abschluss der Ausstellung erzählen eine Dessous-Schneiderin, eine Schwangere, eine Burlesque-Tänzerin und eine genesene Krebspatientien, die nun Frauen mit ähnlicher Vorgeschichte berät, von ihrem Blick auf die weibliche Brust.

Body Talks – 100 Jahre BH

Ausstellung im Museum für Kommunikation Frankfurt

10. Oktober 2014 bis 15. Februar 2015

Adresse

            Museum für Kommunikation Frankfurt
Schaumainkai 53, 60596 Frankfurt/Main

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag 9 – 18 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 11 – 19 Uhr

Eintritt

3 EUR, ermäßigt 1,50 EUR

Infos unter

http://www.mfk-frankfurt.de/

 

Pressefotos

www.museumsstiftung.de/mfk-frankfurt/newsroom/

Contacts

Pressekontakt Museum für Kommunikation
Katja Weber
Tel.: (0 69) 60 60 695
Fax.: (069) 60 60 666
E-Mail: k.weber@mspt.de
www.mfk-frankfurt.de

Release Summary

Body Talks – 100 Jahre BH im Museum für Kommunikation Frankfurt

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Katja Weber
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E-Mail: k.weber@mspt.de
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