DIZG Jahresbericht 2014: Umsatzsteuer-Erlass überschattet Plus bei Gewebetransplantaten

Das DIZG hat in 2014 rund 35.000 deutsche Patienten mit dringend benötigten Gewebetransplantaten versorgt. Im Jahresbericht 2014 stellt das Institut neue Transplantate in Aussicht, während das Bundesfinanzministerium die deutsche Transplantationsmedizin gleichzeitig schwer belastet.

BERLIN--()--Im vergangenen Jahr hat das gemeinnützige Deutsche Institut für Zell- und Gewebeersatz (DIZG) Gewebe von 1.277 lebenden und verstorbenen Spenderinnen und Spendern erhalten. Rund 35.000 zum Teil schwer kranke Patienten in rund 800 klinischen Einrichtungen haben von 35.699 abgegebenen Transplantaten profitiert. Das sind knapp zwölf Prozent mehr Transplantate als noch im Jahr 2013.

Die aktuell andauernde schwierige Situation in der deutschen Organ- und Gewebespende konnte das DIZG durch die Verbesserung und Ausweitung der Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen medizinischen Einrichtungen und gemeinnützigen Gewebebanken erfolgreich meistern. „Die Zahl der Gewebespenden war im vergangenen Jahr unerwartet hoch“, sagt DIZG Geschäftsführer Jürgen Ehlers. „Das hohe Vertrauen, dass Spenderinnen und Spender sowie deren Angehörige in unsere Arbeit setzen, ehrt und verpflichtet uns. Nur durch diese großzügige Geste der Nächstenliebe können viele Patienten auf eine bessere und schnellere Genesung hoffen.“

Neben der erwähnten schwierigen Spendensituation ist auch die Schließung klinikinterner Knochenbanken im Jahr 2014 zu einer wachsenden Herausforderung für die zuverlässige Versorgung mit Geweben geworden. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DIZG waren zu einem sehr hohen Einsatz bereit, um kurzfristig den Wegfall von klinikeigenen Knochenbanken aufzufangen“, lobt Jürgen Ehlers. Trotz dieser Beeinträchtigungen war es im vergangenen Jahr möglich, den weiter steigenden Erwartungen in den Bereichen endoprothetischer Revisionschirurgie und onkologischer Chirurgie, der Unfallchirurgie und der Wirbelsäulenchirurgie weitgehend gerecht zu werden. Gleiches gilt für die plastisch-rekonstruktive, die gynäkologische und auch die ophtalmologische Chirurgie.

Von der Versorgung Schwerstbrandverletzter gibt es ebenfalls Positives zu berichten: Mit den 2014 neu in die Versorgung aufgenommenen Spalthauttransplantaten bietet das DIZG eine zusätzliche überlebenswichtige Option für die Behandlung von jenen Patienten, bei denen aufgrund großflächiger Verbrennungen der schnelle Wundverschluss nur mit gespendeter Haut möglich ist.

Gleichzeitig hat eine Initiative des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) das Arbeitsumfeld der Versorgung mit medizinisch benötigten Gewebetransplantaten nachhaltig beeinträchtigt. Im Dezember 2014 wurde seitens des BMF eine Entscheidung öffentlich, nach der Deutschland in seine Einkommenserzielung nun auch Knochentransplantate einbezieht. Über den Weg eines sogenannten Umsatzsteueranwendungserlasses wurde verfügt, dass menschliche Knochen nicht mehr als menschliche Organe anzusehen seien. Daher hat das Ministerium nun erstmals in Deutschland Knochentransplantate mit einer Umsatzsteuer von 19 Prozent versehen.

Das DIZG ist hier einer Meinung mit der DGOU (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie). Deutschlands größte chirurgisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft hat zu diesem einmaligen Vorgang des BMF klar Position bezogen. In einer Pressemeldung vom 19.03.2015 stellt die DGOU heraus, dass Knochen sehr wohl Organe des menschlichen Körper seien, also bereits das Kernargument der Begründung des Umsatzsteueranwendungserlasses falsch sei. Zudem stellt die DGOU fest, dass die Änderung der langjährigen deutschen Rechtsauffassung im Widerspruch zu europäischem Recht stehe und die ethischen und gesundheitspolitischen Grundlagen der Europäischen Union verletze.

„Wir können uns der Auffassung der DGOU nur lückenlos anschließen“, betont Ehlers. „Zugleich haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich das Finanzministerium nochmals mit den medizinisch-wissenschaftlichen Experten beraten wird und insbesondere die negative Wirkung dieser falschen und unethischen Veränderung auf den Transplantationsstandort Deutschland nochmals bewertet.“

Der neue Umsatzsteuer-Erlass gefährdet nach Ansicht des DIZG die Versorgung schwer kranker Menschen. Daher hat das gemeinnützige Institut bereits im Dezember eine Informationskampagne in Fachkreisen gestartet.

Ausblick

Für das laufende Jahr kündigt die DIZG Geschäftsleitung vor allem Transplantatweiterentwicklungen und klinische Studien an. Innovationen werden erwartet in den Bereichen der Meniskus-Transplantation sowie neuartiger Knochentransplantate für die Versorgung heilungsgestörter Knochendefekte in der Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie. Darüber hinaus ist die azelluläre Dermis epiflex® parallel in zwei klinischen Studien eingebunden. Dabei steht einmal der Verschluss schwieriger Bauchwanddefekte im Mittelpunkt und in einer weiteren Studie die Rekonstruktion der weiblichen Brust nach Entfernung von Tumoren. Jürgen Ehlers: „Wir alle haben Mütter, Schwestern oder Töchter, denen nicht nur der bestmöglich Kampf um ihr physisches Überleben, sondern auch die bestmögliche Rekonstruktion zusteht. Deshalb haben wir uns sehr darüber gefreut, dass die Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie zusammen mit führenden klinischen Einrichtungen den Beitrag unserer Gewebetransplantate für die Rekonstruktion der weiblichen Brust in einer Studie untersuchen will.“

Den Jahresbericht 2014 können Sie unter www.dizg.de kostenlos herunterladen.

Contacts

DIZG Deutsches Institut für Zell- und Gewebeersatz gemeinnützige GmbH
Jürgen Ehlers
Phone +49 30 65763198
eMail: j_ehlers@dizg.de

Release Summary

DIZG Jahresbericht 2014: Umsatzsteuer-Erlass überschattet Plus bei Gewebetransplantaten

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